Privatportfolio mit CFDs auf Rohstoffe der zweiten Reihe?
Wenn im Zusammenhang mit Rohstoffanlagen von Exoten zu lesen ist, steigt nicht nur die Vorfreude, sondern auch die Erwartung. Denn immer noch wird von realen Vermögenswerten und den investmentstrategischen Einsatzmöglichkeiten leider zu wenig berichtet. Ebenso verlief es bei Entdeckung des Artikels Lukrative Exoten unter den Rohstoffen von Gregor Kuhn, seines Zeichens Leiter Seminare und Webinare bei IG Markets, welcher heute auf derboersianer.com veröffentlicht wurde.
Beim Lesen setzte jedoch erst Verwunderung ein, welche dann schnell in Enttäuschung umschlug. Bereits die Aussage, selektierte Rohstoffe offenbarten die Möglichkeit erfolgreich auf Unternehmensstories zu spekulieren wirkt überraschend. Als Beispiel wird Apple im Zusammenhang mit Seltenen Erden angeführt. Am Erfolg des iPods die Entwicklung der „Rare Metals“ zu antizipieren lange bevor der Zug abgefahren ist, erscheint einem sehr romantischen Investorenherz entsprungen zu sein. Gerade die Marktenge, welche bei vielen dieser exotischen Investments vorherrscht, lässt an dieser Vorstellung zweifeln. In einigen Fällen kommen nicht mal börsengehandelte Futures bei der Abbildung des Basiswertes zum Einsatz, sondern Forwardgeschäfte. Hier zu glauben als Trendsetter und nicht als Trendfolger großer institutioneller Investoren aufzutreten erscheint äußerst selbstbewusst und wenig selbstkritisch.
Bleibt man dennoch an dieser romantischen Vorstellung hängen, stellt sich die Frage des Instrumentariums um seine superiore Markteinschätzung in bare Münze umzuwandeln. „Exotisch“, „Investments“ und die beschriebene Marktenge lassen hier die Nennung geschlossener Fonds für die entsprechende Umsetzung der Investmentstrategie erwarten. Allerdings ist der Autor in Lohn und Brot bei einem CFD Anbieter. Suggeriert einem diese Kombination etwa ein Investment mit niedriger Margin und hohem Hebel in enge Märkte. CFD-Spekulation in Metalle, von denen die meisten weder die Schreibweise noch den Abbaustätten kennen, als Alternativsparplan für die Ausbildung der Kinder? -Wer nur schon mal einen Agrarrohstoff im Tageschart gesehen hat kann hier eigentlich nur zurückschrecken. Von möglichen Gaps über Nacht gar nicht erst zu reden.
Zudem tritt bei Rohstoffanlagen, selbst bei solchen die mittlerweile fast zum Mainstream gehören, ein ganz anderes Problem auf. Zumindest wenn man mehr als kurzfristige Gewinne mit Ihnen erzielen will. Dem geplanten Vermögensaufbau kommt nämlich oftmals die Terminstruktur und damit einhergehende Rolleffekt in die Quere. Da viele Rohstoffe in Contango notieren, entstehen hier bei einer simplen buy-and-hold Strategie (welche sich für die Umsetzung einer superioren Anlagestrategie auf Grundlage antizipierter Marktentwicklungen gegenüber dem Daytrading empfiehlt) negative Performanceeffekte, welche die Rendite schmälern, wenn diese nicht gar gänzlich aufgezehrt wird.

Quelle: in Anlehnung an Füss, Roland, Kaiser, Dieter G. und Praß, Markus (2006), Ertragskomponenten von Commodity-Futures-Indizes, in: Kreditwesen, 22, S. 1215.
Nun, klar und nachgewiesen (siehe Tabelle) ist, dass die Terminstruktur variiert und nicht dauerhaft auf allen Märkten Contango herrscht. Somit ergeben sich also auch Phasen mit zusätzlichen Gewinnchancen, welche aus der Terminstruktur resultieren. Dies erfordert dann aber wieder ein aktives Management der eigenen Positionen und macht buy-and-hold unmöglich.
„Ein weiterer Vorteil beispielsweise gegenüber Aktien besteht darin, dass ein Rohstoff keine Managementfehler macht.“
Natürlich nicht, kann man der Aussage des Autors hier nur zustimmen.
Die Fehler überlässt der Rohstoff dem Anleger dann schon lieber selbst. Wenn er nicht bereit ist, akribisch wie das Management eines börsennotierten Unternehmens, sein exotisches Rohstoffportfolio dauerhaften Beobachtungen und Anpassungen zu unterziehen. Einen praktischen Überblick hierfür liefern sicherlich zahlreiche CFD Anbieter mit ihren Handelsplattformen.